Bessere Kommunikation nutzt der Pflege und den Patienten

Rafael Hilge, Stationsleitung 6B und Marc Ohle, Pflegefachkraft, seit einem Jahr im JHW berichten über das Projekt “Interprofessionelle Teambesprechung”.

Wie seid Ihr zu dem Projekt „Interprofessionelle Teambesprechung“ gekommen?

Rafael Hilge: Das Projekt ist ja aus der Umfrage entstanden, die Anfang 2023 unter allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt wurde. Wir sind dazu gestoßen, als feststand, dass das Projekt „Interprofessionelle Teambesprechung“ auf der Station 6B starten soll.

Wie muss ich mir eine solche Fallbesprechung vorstellen?

Rafael Hilge: Es werden sich demnächst verschiedene Berufsgruppen zusammensetzen, jeden Tag zu einem festen Zeitpunkt. Das werden die Physiotherapeuten sein und die Stationsärzte unter Leitung von Prof. Domagk, der sicher auch gerne dazukommt. Dann natürlich die Pflege der Station und bei Bedarf die Pflegeüberleitung. Dann wird kurz über die einzelnen Patienten auf der Station berichtet und so alle auf den gleichen Stand gebracht.

Was muss da so besprochen werden?

Rafael Hilge: Also wo welche Schwierigkeiten sind, welche Untersuchungen für die Patienten noch stattfinden sollen und dann auch die Entlassungsplanung, wie weit diese fortgeschritten ist – zum Beispiel häusliche Versorgung, Hilfsmittel usw.
Wir besprechen, wann die Entlassung stattfinden kann, damit wir alle auf einem Stand sind und nicht der Patient anders informiert ist als z.B. das Pflegepersonal. Wir haben einen Austausch mit den Physiotherapeuten, inwieweit der Patient mobilisiert werden kann. Das soll nicht ewig dauern. Das soll in 20 Minuten fertig sein.

Wie hat das bisher funktioniert?

Rafael Hilge: Es findet jeden Tag eine Visite statt, die nicht zu 100 Prozent von der Pflege mitbegleitet werden kann und so kommt es zu Kommunikationsschwierigkeiten. Das Projekt soll sicherstellen, dass alle gleich informiert sind und so der Patient eine optimale Versorgung bekommt.

Wir nehmen uns die Zeit, was die Pflege ja auch attraktiv macht und brauchen dann nicht mehr überall hinterherlaufen.


Was macht das Projekt im Rahmen von „Pflegeattraktiv“ aus Sicht der Pflege so neu?

Marc Ohle: Ich würde jetzt sagen, die Kommunikation untereinander mit den Ärzten und mit den Physiotherapeuten. Im Moment geht die Kommunikation auf dem Flur so daher. Wir können nicht immer dabei sein, wenn die Physio da ist und wenn Visiten sind, weil wir dann noch auf den Patientenzimmern sind und Patienten versorgen oder gerade Übergabe an Kollegen machen. Jetzt nehmen wir uns die Zeit und sagen alle: „So, jetzt ist keine Visite, jetzt ist keine Übergabe, jetzt setzen wir uns zusammen und reden über den Patienten.“

Rafael Hilge: Man kann sich einstellen auf diesen Termin. Der soll jeden Tag zur gleichen Zeit sein und ist verpflichtend. Eine Visite kommt mal um 9 Uhr, mal auch um halb 10 Uhr und ist nicht so planbar.

Es gibt also einen praktischen Nutzen für Euch als Pflegekräfte?

Marc Ohle: Wir nehmen uns die Zeit, was die Pflege ja auch attraktiv macht und brauchen dann nicht mehr überall hinterherlaufen. Wir sind alle auf dem gleichen Stand und es hört nicht einer vom Patienten: „Ich werde heute entlassen.“ Und dann, Oh, ja!? Wenn ein Patient sagt, er werde entlassen, ist es meine Pflicht, erstmal den Doktor anzurufen und zu fragen, ob das auch wirklich so ist. Das kostet viel Zeit, Kraft und Nerven und sind Kapazitäten, die ich dann für was Anderes habe.

“Ich denke, dass Pflege so professioneller arbeiten kann durch Kommunikation und Informationsweitergabe.”

Rafael Hilge: Es sind nicht nur Informationen, die Ärzte an uns weitergeben, sondern auch wir oder die Physiotherapie wieder an die Ärzte. Das können Verschlechterungen sein oder vielleicht allergische Reaktionen auf ein Antibiotikum, die der Patient hat. Ich denke, dass Pflege so professioneller arbeiten kann durch Kommunikation und Informationsweitergabe.

Marc Ohle: Die Patienten profitieren richtig davon. Sie fühlen sich verstanden. Wenn die Pflege nicht Bescheid weiß, ist das für uns peinlich und die Patienten sind erschüttert. Das hört auf. Die Patienten fühlen sich dann sicherer. Wir wissen Bescheid, die Ärzte geben die gleichen Informationen und die Physio geht da rein und macht das entsprechende.

Rafael Hilge: Und die Frühstückspause bleibt mal ohne Unterbrechung.

Wie geht es in der Projektgruppe weiter?

Rafael Hilge: Aktuell sind wir dabei einen Mitarbeiter-Fragebogen zu erstellen. Das ist dem Betriebsrat und Betriebsleitung vorgestellt worden. Im Januar wollen wir die Mitarbeiter der Station vor der Implementierung befragen, wie zufrieden sie aktuell mit der Kommunikation sind mit den Ärzten und auch zu anderen Fachabteilungen hin. Im Februar starten wir mit den ersten Sitzungen.

Wo seht ihr noch Knackpunkte?

Rafael Hilge: Ich hoffe, dass die Stationsärzte, die halt häufig auch mal rotieren, das weitergeben und das eine zuverlässige Sitzung ist, wo man sich austauscht.  Ziel soll es ja auch sein, dass das Projekt auf andere Stationen übertragen wird.

Wie ist die Projektarbeit bis jetzt?

Rafael Hilge: Ich finde die Projektarbeit sehr angenehm. Erst dachte ich, oh, so ein großes Projekt hast du jetzt auch noch nicht durchgeführt. Aber bisher ziehen da alle gut mit. Wir haben gute Ansprechpartner.

Marc Ohle: Ich habe jetzt die ersten Sitzungen mitmachen dürfen. Ich finde gut, dass jeder Ideen mit einbringt. Es sind nicht nur einer oder zwei, die da reden, sondern jeder sagt was dazu, dann wird darüber nachgedacht. Ich finde, das baut sich langsam auf und macht auch Sinn dann. Also es macht Spaß!

Vielen Dank für die Einblicke und weiterhin viel Erfolg!